Mundo Lingo: Menschen kennenlernen, Sprachen und Kulturen berühren
„Hey, ich kenne eine Organisation in der Stadt, die einen Fotografen sucht.“
2016 war es, als mein Freund Graeme mich mit dem Montrealer Ableger der weltweiten Organisation Mundo Lingo bekannt machte. Erst wenige Jahre nach Mundo Lingos Start in Buenos Aires war Montreal eine der damals noch ganz wenigen Städte, in denen diese Events Menschen allen Alters, aller Nationalitäten und Kulturen Möglichkeit bat, einander kennenzulernen, Brücken über Kulturen zu schlagen, Freundschaften zu schließen und neue Sprachen zu lernen.
Wöchentlich lockte Mundo Lingo bisweilen mehrere hundert Menschen pro Abend in ausgewählte Bars und Location, mit denen Mundo Lingo zusammenarbeitete. Bis 2018, als ich von Montreal nach Deutschland zurück zog, war ich permanent als Fotograf im Montrealer Team. Eine Zeit, in der ich Freundschaften fürs Leben schloss und unglaublich viel über Fotografie lernte.
Event-Fotografie in gedämpftem Licht - wie gelingt sie?
Das abendliche Fotografieren in stark belebten Bars mit wenig Licht von außen und gedämpfter Innenbeleuchtung ist eine Herausforderung, der man sich nur mit leistungsstarker Technik und einem Sinn für Licht und Gelegenheit stellen kann.
Die Lektionen, die ich als Fotograf von Mundo Lingo gelernt habe, wären anders wohl niemals möglich gewesen.
Für mich wurden meine EOS 6D, die auch bei ISO 4000 oder 5000 noch scharfe, farbliche wohl balancierte Bilder schießt, und das 50mm f/1.4-Objektiv zu wertvollen Begleitern an diesen Abenden. Mit weit geöffneter Blende, einer ruhigen Hand und hohem ISO entstanden die meisten der Fotos, die Sie hier sehen.
Licht und Momente finden.
Ich lernte über die Jahre, nach jenen Fleckchen in der Bar zu suchen, in denen die Lichter Gesichtern von Besuchern illuminierten. Fotografie mit Blitz war zwar möglich, aber schaffte mitunter flache, gleichmäßig ausgeleuchtete und damit nicht besonders interessante Bilder. Obendrein störte sie schlichtweg die Anwesenden.
Umso wertvoller sind diese Momente, die man nur durch Geduld, Ausdauer und ganz bewusstes Hinsehen erhaschen kann.
Schritt 1 war für mich immer: Finde das Licht. Finde die Person oder kleine Gruppe, die von der Beleuchtung der Bar gut ausgeleuchtet wird.
Als nächstes beobachtete ich durch den Sucher. Schaute zu, wie sich die Menschen unterhielten, wie sie miteinander interagierten, studierte Gesten, Mimik, Verhaltensweisen. Und wartete auf die Momente, in denen die Gesichter echte Emotion ausstrahlten.
Die Kamera stand dabei stets auf „Burst“-Fotografie, konnte also bei gedrücktem Auslöser viele Fotos nacheinander schießen.
Zum Abschluss ging es um das Hereinzommen auf dem Bildschirm der Kamera: Check, ob die Fotos scharf sind. Scharf, das bedeutet: Die Pupillen der Person, die das Thema des Fotos ist, müssen im Fokus sein.
Dann behielt ich die Fotos, die die schönsten Momente ausdrückten.
Zusammenarbeit mit Mundo Lingo global
Nach den ersten 1-2 Jahren meiner Arbeit in Montreal kam Benji Moreira, Gründer und Leiter von Mundo Lingo auf mich zu. Man war auf meine Fotografie aufmerksam geworden und nutzte sie als Maßstab, um Fotografen in anderen Städten die Qualitätsmaßstäbe der Organisation zu vermitteln. Benji fragte mich, ob ich bereit wäre, für die Facebook-Präsenzen von Mundo Lingo in allen Städten weltweit als Fotografie-Manager im Einsatz zu sein. Begeistert sagte ich zu.
Bis die Corona-Pandemie 2020 über uns hereinbrach, überwachte ich die Fotos, die aus den Mundo Lingo-Städten auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken landeten. Ich gab den Fotografen und City-Managern Feedback, Tips und Hilfe, erstellte Lernmaterial und -videos.
Ich besuchte zwischenzeitlich außerdem Mundo Lingo mehrmals in Köln, ebenfalls ein sehr erfolgreiches Standbein der Organisation.
Mundo Lingos Zukunft
Erwartungsgemäß haben die ersten Jahre der COVID-19-Pandemie Mundo Lingo extrem hart zugesetzt. Schließlich ist das genau die Art von Events, die mit dem Virus unmöglich wurden.
Mundo Lingo ist aber nicht verschwunden. Es ist jetzt Ende 2022, und die Organisation lebt in zahlreichen Städten um den Globus wieder auf. Auf Facebook sind wieder Events zu finden, inzwischen auch wieder in Montreal, und der Spirit des Miteinander, der Community, des Austauschs ist stark und lebendig geblieben.
Ich bleibe mit Benji in Kontakt und hoffe, in Zukunft auch wieder mit der Organisation zu arbeiten, wenn meine Kapazitäten und Ressourcen es zulassen. Bis dahin bleiben diese unschätzbaren Erinnerungen, die in meinen vielen Fotos aus den Jahren 2016 bis 1028 in Montreal stecken.